Chronik von Reifenberg

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1686: Das Ende des letzten Ritters

Philipp Ludwig - Der letzte Ritter von Reifenberg

*Anno domini 1667 - eine Staatskarriere geht zu Ende: in Würzburg in die Falle gelockt, wird der letzte Reiffenberger Ritter, Philipp Ludwig, auf Veranlassung des Mainzer Erzbischofs, gefangen genommen und zunächst auf der Festung Marienburg eingekerkert! Die Burgen Reiffenberg und Hattstein besetzen inzwischen Mainzer Truppen.

* Um das Jahr 1674 soll - nach späteren Aufzeichnungen von 1811 in Bassenheimer Archivalien - das Dorf Reiffenberg bis auf sieben Familien ausgestorben sein!

*1684 veranlaßt der Mainzer Erzbischof den Neubau einer Kirche am Fuße der Reiffenberger Burg, nachdem eine, wahrscheinlich dem hl.Othmar geweihte, Kapelle nach 1646 aus Sicherheitsgründen abgetragen worden war.

*1686 ist das Todesjahr Philipp Ludwigs von Reifenberg, der in der katholischen Kirche zu Königstein beigesetzt wird. Der Schwager, Graf Johann Lothar Waldpott von Bassenheim, erbt den Reiffenberger Besitz. Die Bassenheimer waren seit alters her eine angesehene und begüterte Familie. Die besaßen u.a. Ländereien in Bassenheim Rhein, in Sevenich, Gudenau, in Königsfeld und in Drachenfels. Graf Heinrich Waldpott von Bassenheim war der erste Deutschordensmeister des 1190 von Bremer und Lübecker Bürgern zu Jerusalem gestifteten Ordens.


Durch den Tod Philipp Ludwigs wird ein kurzzeitiger wirtschaftlicher Aufschwung des Amtes Reiffenberg, den der seit 1654 dort verwaltende Amtmann Major Johann Reichardt Fabricius mit großer Mühe herbeigeführt hatte, wieder gestoppt. Fabricius hatte neue landwirtschaftliche Methoden zur Bodennutzung eingeführt, Handwerk angesiedelt und lothringische, lütticher und Paderborner Einwanderer aufgenommen, die ihrerseits ganz neue Ideen mitgebracht hatten. Im gesamten Weiltal blühte die Eisenverarbeitung. In einer "Generalinformation, was Festung oder Schloß und Amt Reiffenberg sein", hatte Fabricius 1675 geschildert, daß der "Flecken Reiffenberg" eine "Schäfferey" und "Gestüterey" besaß, daß zu "Nieder Reifenberg" verschiedene Mühlen - "Segmüel, Pulvermüel, Schleifmüel, Walckmüel, Lohmüel, Mahlmüelen" -, eine Schnapsbrennerei und ein Brauhaus gehörten. Schweinezucht wurde betrieben, im glitzernd klaren "Weilbach" sollen Forellen munter gesprungen sein und in den umliegenden Wäldern fand man "Wildt, Gevögel, Hasellhühner (...) Velthüner (...) Birckhahnen, Auerhahnen" und vieles mehr in großer Zahl! Vielleicht träumte der rührige Amtmann sogar davon, den Zustand, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf der Taunushöhe anzutreffen war, wiederherzustellen, als, bedingt durch ein wesentlich wärmeres Klima, die Landwirtschaft in . während späteren Jahrhunderten nie mehr erreichter - Blüte stand!
All' das wurde durch die zweite Verhaftung Philipp Ludwigs wieder zerschlagen. Vor Mainzer Übergriffen nicht mehr sicher, flüchtete sich Fabricius' Familie auf ihr Gut zu Oberrosbach bei Friedberg. Von hier aus führte Fabricius nicht nur umfangreiche Korrespondenzen mit allen möglichen einflußreichen Persönlichkeiten des Reiches, um eine Freilassung seines Herren zu erwirken, sondern hier nahm er auch die beiden Schwestern des Domherrn auf und versorgte sie standesgemäß bis zu ihrem Tode 1680 und 1681. Fabricius selbst verstarb 1687 in Oberrosbach.